offener Brief an kibesuisse

die Branche der Kinderbetreuung erstickt. Was tut ihr Dachverband kibesuisse? Und wie können ihre Mitglieder koordiniert mobilisiert werden?

pop e poppa ruft zu einer dringenden Reaktion auf, um eine echte Branchenstrategie zu entwickeln, mit der dem derzeitigen und künftigen akuten Mangel an qualifizierten Arbeitskräften begegnet werden kann. Die Arbeitsmarktsituation ist ernst wird sich in den nächsten 10 bis 20 Jahren verschlechtern.

Der Schweizerische Arbeitgeberverband, bei dem kibesuisse Mitglied ist, warnte uns im April 2023, dass auf dem Arbeitsmarkt 120'000 VZÄ fehlten und dass sich die Situation noch verschlechtern würde: 500'000 offene Stellen im Jahr 2030 und 1.3 Millionen im Jahr 2050. Diese Zahlen sind in den Branchen der persönlichen Dienstleistungen sehr ernst zu nehmen. Unsere Branche wird in Zukunft schrecklich und doppelt leiden: Es wird nicht nur an ausgebildetem Personal fehlen, sondern die Wirtschaft wird noch mehr auf ein stabiles und qualitativ hochwertiges Angebot angewiesen sein, um die Beschäftigungsfähigkeit junger Eltern zu verbessern.

Um eine gesamtheitliche Lösung für alle Akteure in der Kinderbetreuungsbranche zu erreichen, fordert pop e poppa eine nationale Debatte und die Verankerung einer gemeinsamen Strategie innerhalb der Mitgliedsorganisationen. Diese Verankerung muss unser föderales System und unsere Mehrsprachigkeit sowie die verschiedenen Konstellationen der Finanzierung der Kinderbetreuung berücksichtigen.

Wir fordern den Vorstand von kibesuisse auf, eng mit den Verbänden zusammenzuarbeiten, die ähnliche Ziele verfolgen: Pro Enfance, Alliance Enfance, KiQ und SAVOIRSOCIAL.

Die Branchenstrategie muss dringend die folgenden Themen und Unterthemen adressieren:

1.    Die Bindung der Mitarbeitenden

  1.  Verbesserte Arbeitsbedingungen für ein überwiegend weibliches und junges Personal.
  2. Die Aushandlung eines nationalen GAV, der von zusätzlichen Subventionen auf lokaler Ebene abhängig gemacht werden soll.
  3. Das Angebot von beruflichen Perspektiven durch den Aufbau von Brücken zwischen ähnlichen Branchen.
  4. Verhandlungen mit den Schulämtern, um die Abwanderung von Talenten in die Kindergärten zu verhindern.

2.    Anwerbung im Ausland

  1. Automatische Anerkennung ausländischer Diplome, zumindest für die Mitgliedsstaaten der EU und die nahgelegenen Länder (England usw.). Es muss starker politischer Druck auf das SBFI ausgeübt werden, um seine derzeitige Praxis zu ändern.
  2. Die dringende Öffnung unserer Beschäftigungsgrenzen durch ein vereinfachtes Anstellungsverfahren für ausgebildetes Personal auch aus Drittländern.
  3. Zusammenarbeit mit internationalen Personalvermittlern (Adecco, Manpower, Randstad usw.) zur Entwicklung von Integrationsprogrammen von ausländischem Personal in der Schweiz.

3.    Ein modernes, angepasstes, entwicklungsfähiges und intelligentes Bildungssystem.

  1. Schulisch schwächeren Jugendlichen ermöglichen, ihre Ausbildung mit einem eidgenössischen Berufsattest (EBA) zu beginnen, um sie dann zu einem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis weiterzuentwickeln.
  2. Dasselbe für die anschliessende Entwicklung zu tertiären Ausbildungen tun, um eine echte Berufslaufbahn innerhalb unserer Branche anzubieten.
  3. An diesen Systemen arbeiten, um sie mit dem Leben in den Betreuungseinrichtungen kompatibel zu machen: intensivere Ausbildung in "schwachen" Zeiten und weniger Unterricht in "heissen" Phasen wie den Monaten Januar bis Juni (Krankheiten, hohe Auslastungsraten usw.).
  4. Kurse zur Anerkennung von Abschlüssen, zur Integration in lokale Pädagogik usw. anbieten.

4.    Erleichterte Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt, Forcierung der Nachholbildung und Stärkung des zweiten Bildungsweges

  1. Ermöglichung kurzer Lehrlingsausbildungen durch eine neu gestaltete Finanzierung und ein neu gestaltetes Programm.
  2. Einführung einer Validierung von Bildungsleistungen für Spielgruppenleiterinnen und -leiter, Tageseltern, Fachkräfte in der Kinderpflege, Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Institutionen, die unserer Tätigkeit nahestehen (Behinderten- und Senioreneinrichtungen usw.).

Wir sind uns der Herkulesaufgabe bewusst, die damit verbunden ist. Es soll systematisch vorgegangen werden, indem "treibende" Kantone identifiziert wird, die diese Prozesse anstoßen, gefolgt von sehr viel Lobbyarbeit auf kantonaler und kommunaler Ebene. Dies wird nicht ohne eine enge Zusammenarbeit mit allen Akteuren der Branche möglich sein.

Wir fordern auch eine nationale Konferenz, auf der die Herausforderungen der Branche den zuständigen Politikern auf Bundes- und Kantonsebene sowie in den wichtigsten Städten vorgestellt werden. Diese Präsentation muss auch den enormen Bedarf der Wirtschaft an Kinderbetreuung in Erinnerung rufen und die Dachverbände und Think-Tanks der Wirtschaft (économiesuisse, Arbeitgeberverband, SGV, SEF, avenirsuisse usw.) einbeziehen. Die Hausfrauen und -männer sind die einzige derzeit bedeutende Reserve an ausgebildeten (und sogar gut ausgebildeten) Arbeitskräften auf dem Binnenarbeitsmarkt.

kibesuisse ist nicht nur ein Vorstand oder eine Geschäftsstelle. Kibesuisse ist ein Verband mit 1'900 Kindertagesstätten, die in 918 Trägerschaften zusammengefasst sind. Wie können wir gemeinsam auf ein übergeordnetes Branchenziel hinarbeiten, anstatt die Branche sich kannibalisieren zu lassen?

Der Vorstand von kibesuisse muss sich nun dieser Herausforderung stellen und sich an die Arbeit machen.

pop e poppa steht mit seinen ebenfalls begrenzten Ressourcen, aber mit einer "eisernen und höllisch guten Motivation" zur Verfügung, um die Branche aus dieser Situation herauszuholen.

pop e poppa
Erweiterte Geschäftsleitung

Frédéric Baudin, CEO
Frédéric Chave, COO
Olivier Salamin, CFO
Demian Wyss, CMO
Rémy Pérol, stellvertretender COO
Moïra Fattebert, Michaela Barcys, Nadine Bräuer und Nathali Tresch, operational managers
Laetitia Guisolan, Senior Group Accounting and Consolidation Manager
Cédric Baeriswyl, HR manager
Titouan Chiquet, controller
Jasmin Tundis, Customer Service Manager

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